Die Grille (bulgarisch „Sturetz“) wird im Sommer von der Ameise gefragt wo sie den hingeht. „Ja, zur Hochzeit der Marienkäfer, wo denn sonst?! Dort bin ich eingeladen worden, um Musik zu machen!“, antwortet die Grille begeistert und etwas stolz auch noch. Die Ameise lächelt kein kleines Bisschen: „…und im Winter, wenn die Schneestürme losheulen, was willst du dann essen?“, fragt sie anscheinend mit Recht….
Wie es ausgeht, kann man bei La Fontaine nachlesen. Für uns beide ist die Symbolik dieser Fabel unmissverständlich – was mit Kultur im allgemeinen passiert, ist uns allen bekannt – das Erste was geopfert wird wenn die Situation bedrohlich zu sein scheint, das Erste worauf man zu verzichten bereit ist, wenn die Winde kälter werden, das ist Kultur. Und natürlich die Schaffenden auch direkt mit dazu. Ohne wenn und aber. Obwohl die Fabel uralte Ansichten, geprägt von Angst, Mangel und radikalem Unverständnis für die Rolle von Kunst und Kultur steht, halten heute noch unzählige Menschen daran fest. Höchstwahrscheinlich wird jemand, der bereit ist Tausende von Goldtalern in ein Kunstwerk zu „investieren“, niemals den unsicheren Weg des Künstlers seinen eigenen Kindern gönnen…
Es gibt sie aber doch – die Grillen. Der Titel unserer Site oder unseres Verlages steht für den Versuch, ihnen Verständnis entgegen zu bringen. Verständnis dafür, dass, wenn das Lied aus einem strömen möchte, es keine Kraft zurück halten kann. Keine Fabel, kein Neid, kein Hunger, kein Virus und schon gar nicht Geld.